„Werdet wie die Kinder!“ (Mt 18,3)

Liebe Leser,
vor ein paar Wochen starb unser Kater auf tragische Weise, nachdem er sein erstes Lebensjahr bei uns verbracht hatte. Die Nachricht ereilte uns im Familienurlaub. Der Schock saß tief und die Trauer war groß. Auffällig war das unterschiedliche Tempo der einzelnen Familienmitglieder: Während unsere Kinder schon nach ein paar Tagen über die Sache hinweg waren und sich bereits gedanklich mit der Auswahl einer neuen Katze beschäftigten, macht uns Erwachsenen noch heute der Verlust des geliebten Tieres zu schaffen.
Im Matthäusevangelium fordert Jesus seine Jünger auf wie die Kinder zu werden, damit sie in das Himmelreich eingehen. Warum tut Jesus das? Was können Kinder besser als Erwachsene? Warum sollen wir uns an den Kindern ein Vorbild nehmen?
Ich denke, was Kinder den Erwachsenen voraus haben, ist in der Gegenwart zu leben und von der Zukunft zu träumen. Je älter viele Menschen werden, desto mehr leben sie gedanklich in der Vergangenheit und tun sich immer schwerer mit der Gegenwart und ihren Veränderungen, geschweige denn, dass sie noch große Zukunftspläne haben. Ein solches Denken missfällt Jesus ganz gewaltig, wie er an anderer Stelle deutlich macht (Lk 9,62: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“). Christen, egal welchen Alters, sollen von Gott heute und morgen etwas erwarten und sich von ihm gebrauchen lassen, um die Welt ein Stück besserer zu machen.
Eine andere Eigenschaft die Kinder von Erwachsenen unterscheidet, ist die Fähigkeit uneingeschränkt zu vertrauen und sich beschenken zu lassen. Viele Erwachsene tun sich schwer damit, anderen Menschen, geschweige denn Gott, wirklich zu vertrauen, weil ihr Vertrauen im Laufe ihres Lebens enttäuscht wurde. Auch haben manche einen Stolz entwickelt, sich nichts schenken lassen zu wollen, weil sie sich die Dinge selbst erarbeiten möchten. Das widerspricht aber der göttlichen Gnade, die Gott dem Menschen gratis schenkt. Lasst uns also umkehren und wie die Kinder werden, indem wir Vertrauen neu wagen und uns ohne schlechtes Gewissen von Gott und unseren Mitmenschen beschenken lassen!
Ich wünsche Ihnen gute Erfahrungen und grüße Sie ganz herzlich, auch im Namen aller Kirchenältesten, Ihr Pfarrer Michael Schütt