„Warum fasten wir?“ (Mt 9,14)

Liebe Leser,
nachdem die letzten drei Passionszeiten/Fastenzeiten 2020-22 aufgrund der Corona-Pandemie ein unfreiwilliges Verzichten (Fasten) auf vielerlei Dinge mit sich brachten, ist die diesjährige Fastenzeit wieder vollkommen freiwillig. Die 40 Tage von Aschermittwoch bis Karsamstag (Sonntage sind fastenfrei) erinnern an die 40tägige Fastenzeit Jesu, von der uns in der Bibel berichtet wird (Mk1; Mt 4; Lk 4) und sollen gleichzeitig ein bewusstes Anteilnehmen am Schicksal Jesu im Hinblick auf Karfreitag sein. Insofern ist die Fastenzeit für Christen eine Vorbereitungszeit auf Ostern, ebenso wie die Adventszeit eine Vorbereitungszeit (Fastenzeit) hin auf Weihnachten ist – eine stille Zeit, in der auf Osterschmuck noch verzichtet wird – eine Zeit der bewussten Hinwendung zu Gott. Christen fragen sich: Was stellt in meinem Leben die größte Konkurrenz für Gott dar? Mit welchen schädlichen Süchten, Gewohnheiten oder Verhaltensweisen möchte ich brechen? Die Fastenzeit bietet die Chance diese Dinge auf den Prüfstand zu stellen und einen Neuanfang zu wagen. Wer auf Fernsehen, Handy, Alkohol, Süßes oder andere Dinge verzichtet, wird auf einmal eine Lücke spüren, die aber gleichzeitig ein Freiraum ist, der neu gefüllt werden kann. Christliches Fasten soll den Menschen zu Gott hinführen. Vielleicht kann man die freigewordene Zeit nutzen, endlich einmal in der Bibel oder einem anderen christlichen Buch zu lesen. Möglicherweise kann der Verzicht auf bestimmte Nahrung oder Getränke dazu führen, seine Ernährung nachhaltig gesünder zu gestalten und damit unserer Verantwortung vor Gott für unseren Körper nachzukommen. Die Motivation und die Kraft zum Durchhalten kann man sich im Gebet bei Gott abholen, der in uns das „Wollen und das Vollbringen“ bewirkt (Phil 2,13). Versagen ist dabei keine Schande – Gott segnet es bereits, wenn ein Mensch sich etwas zu Fasten vornimmt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es von Woche zu Woche leichter wird auf die eine oder andere Sache zu verzichten – man kann sich tatsächlich umstellen. Hilfestellung bietet dazu die Aktion der Evangelischen Kirche „7 Wochen ohne“ (www.7wochenohne.de) oder auch ein wöchentliches Treffen im „Haus Reudnitz“ (siehe weiter hinten im Heft). Ich wünsche Ihnen gute Erfahrungen und grüße Sie ganz herzlich, auch im Namen aller Kirchenältesten

Ihr Pfarrer